Ein Wort zum neuen Jahr !

Liebe Festungsfreundinnen, liebe Festungsfreunde

Skyline Alt Magdeburg
 
Liebe Vereinsmitglieder,
wir grüßen Sie/Euch zum Jahresbeginn und wünschen allen Festungsfreunden und Festungsinteressierten ein gutes neues Jahr.
Das Jahr 2022, in dem der Verein Freunde der Festung Magdeburg 15 Jahre „alt wurde“, liegt hinter uns und das Jahr 2023 vor uns. Der Rückblick auf das bisherige Wirken des Vereins wird in den folgenden Ausführungen dargelegt. Auf der Jahresmitgliederversammlung am 1. Februar 2023 wird darüber zu befinden sein, wie die Vereinsarbeit fortgeführt werden kann.

Der Verein Freunde der Festung Magdeburg wurde 2007 im Fort XII gegründet. 60 Festungsinteressierte traten ihm bei. Ihre Zahl hat sich altersbedingt bis heute leider deutlich reduziert. Ein weiterer Rückgang ist zu erwarten, wenn es nicht gelingt, Mitwirkende und Unterstützer zu gewinnen, zumal die Aufgaben wachsen.
Ziel der Vereinsgründung war es, durch Führungsangebote, Vorträge und Vorlesungen, darunter die Schulung der Stadtführer, die Herausgabe der nun schon im 13. Jahrgang erscheinenden Zeitung der Magdeburger Festungsbote“ die Kenntnisse über sie zu vertiefen. Hinzu kommt für die Bewahrung des Überkommenen beizutragen und beim Erhalt von Zeugnissen in Rat und Tat bereitzustehen.
Die Führungen zu ausgewählten Festungswerken werden zu jedem „Tag des offenen Denkmals“ angeboten. Bis zu 300 Personen fanden sich zu Führungen durch die Wallanlagen der Festung und ihre Forts und Zwischenwerke ein. Öffentliche Begehungen ausgewählter Festungswerke kamen hinzu. Schulklassen, Institutionen, wie die Bundeswehr, und Unternehmen erhielten Sonderführung.
Höhepunkte des Vereinslebens waren stets die ein- und mehrtägigen Fachexkursionen in die nähere und weitere Umgebung und in die Ferne. Dreimal führte der Weg nach Polen, ein Mal zu Festungen Mittelschlesiens und ein anderes Mal nach Posen (Poznań) und Küstrin (Kostrzyn). Letztere erfolgte zusammen mit dem Verein Fortis Colonia. Die sächsischen Festungen im Raum Dresden, Dömitz, Spandau, Minden, Torgau, Küstrin, Wittenberg, Erfurt, Koblenz und Köln und jüngst Ingolstadt waren Ziele in Deutschland. Für Sachsen-Anhalt und unmittelbar angrenzende Gebiete sind der Regenstein bei Blankenburg, Mansfeld, Querfurt, Bad Belzig, die Burgen der Börde und das Schlachtfeld von Möckern bei Magdeburg (1813) mit seinen Gedenkstädten waren lohnende und in Erinnerung bleibende Ziele. Im kommenden Frühjahr ist eine Exkursion zur ehemaligen Bundesfestung Ulm geplant.
Der Verein rief die „Magdeburger Festungstage“ ins Leben. Bis zu 2500 Besucher und Traditionsvereine fanden sich in der Kaserne Mark ein, deren Betriebsgesellschaft die Organisation übernahm. Da der Verein nicht mehr die Trägerschaft für die Festungstage stemmen wollte, verzichtete er ab dem 5. Festungstag auf die Trägerschaft, die vom Sanierungsverein Ravelin II übernommen wurde.
Mehrere Kolloquien führte der Verein durch. Auswahlweise zu nennen sind „Von der Wallanlage zur Grünanlage“ und „200 Jahre Befreiungskriege“ Die Vorträge wurden in Kurzfassungen im „Festungsboten“ veröffentlicht. Die Vorträge des Symposiums „Das Herzogtum Magdeburg im 18. Jahrhundert“ wurden im Heft 55 der „Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalt“ des Landesheimatbundes zusammengefasst. Wiederum nahmen Vereinsfreunde an Fachtagungen zum Festungswesen teil und steuerten wissenschaftliche Beiträge bei. An der Vorbereitung mehrerer nationaler und internationaler in Magdeburg stattgefundenen Fachtagungen wurde mitgewirkt und die Teilnehmer mit den noch vorhandenen Werken bekannt gemacht. Von ihm erstellte „Exkursionsführer“ kamen hinzu. Auf der Jahrestagung 2020 der Deutsche Gesellschaft für Festungsforschung e.V., die in Magdeburg stattfand und vom Verein organisatorisch vorbereitet wurde, stellte das verstorbene Vereinsmitglied Christiane Mai „Magdeburg und seine Befestigungen“ vor.
Der Verein beriet und berät Bauherren, Ingenieurbüros und Kommunen in Fachfragen. Über drei Legislaturperioden hinweg, wirkte der Verein im Beirat für Festungsanlagen mit, der zu über 50 Beratungen zusammentrat. Der Vorsitzende des Beirates war zu gleich der Vorsitzende des Vereins. Zahlreiche Stellungnahmen und Empfehlungen wurden verfasst. Der Beirat für Festungsanlagen soll nun neu strukturiert belebt werden, nachdem er vom Baubeigeordneten in den letzten zwei Jahren ungeachtet des dringenden Besprechungsbedarfs nicht einberufen wurde.
Eine aufwendige Leistung des Vereins war die „Bestandserfassung Fort VI“ im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Sie ist zu einer Arbeitsgrundlage der Denkmalschutzbehörden geworden. Im kommenden Jahr wird sie veröffentlicht und wird somit allgemein zugänglich sein. Die nächste große Aufgabe, die sich stellt, ist eine überarbeitende und zu erweiternde Herausgabe des Buches „Festung Magdeburg“, für die eine erhebliche Nachfrage besteht.
Schmerzlich ist, dass der Verein den Verlust und die Reduzierung wichtiger Festungsanlagen nicht verhindern konnte. Auch in diesem Heft wird darüber berichtet. Der Schutzstatus für das Kavalier I „Scharnhorst“, das einst für die deutsche Festungsbaugeschichte ein Alleinstellungsmerkmal hatte, steht auf der Kippe. Obwohl der Verein sich seit Jahren bei der Stadtverwaltung direkt und über den Festungsbeirat gegenüber dem Beigeordneten für seinen Erhalt und zumindest des Stopps der Zerstörungsprozesses entgegenstemmte, konnte er die weitgehende Zerstörung durch massive Eingriffe in das Denkmal verhindern. Sein Bemühen das Verwaltungshandeln nachzuvollziehen, war ihm bisher verwehrt. Die seit Anfang 2021 (!) erbetene Akteneinsicht wurde noch immer nicht vollständig gewährt. Stattdessen hat die Stadtverwaltung auf wiederholte Mahnung zwar mehrfach eine Verwaltungsentscheidung angekündigt. Sie steht aber noch immer aus. Die bisher zugänglichen Unterlagen lassen jedenfalls ein stringentes Verwaltungshandeln zum Schutze der Anlage vermissen. Stattdessen wurden eigenmächtige Handlungen des Investors immer wieder hingenommen und so die Zerstörung des Kavaliers I Scharnhorst durch Nichtstun begünstigt.
Nun werden neue „Begehrlichkeiten“ bekannter Investoren erkennbar, die sich auf die noch weitgehend erhaltenen denkmalgeschützten Anlagen der „Westfront“ in der Maybachstraße richten. Auch hier besteht die akute Gefahr der weitgehenden Zerstörung der Wallanlagen und ihrer Gebäude. Das anerkennenswerte Bemühen – auch der Stadtverwaltung – zum Erhalt von ausgewählten Festungswerken, z.B. des Ravelin II, kann nicht die Zerstörungen an anderer Stelle rechtfertigen.
Der Verein Freunde der Festung Magdeburg ist als Gegenüber für das Verwaltungshandeln und den Umgang von Investoren mit den denkmalgeschützten Anlagen weiter unverzichtbar. Unterstützer und aktiv Mitwirkende sind dafür erforderlich. Es wird appelliert, sich aktiv oder passiv dafür bereitfinden. Ein neuer Vorsitzender ist zu finden, da der bisherige, langjährige aus Altersgründen dafür nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Erklären Sie sich bereit, den Verein zu unterstützen! Sie tragen dazu bei, einen wichtigen Bereich des kulturellen Erbes der Stadt zu pflegen und zu bewahren.
Magdeburg, Jahreswechsel 2022 / 2023
  Der Vorstand des Vereins