"Gibt es in Magdeburg noch einen Denkmalschutz?"

Wir fragten die OB-Kandidaten 2022!

Antworten der OB-Kandidaten
Fragen
Jens Rösler (SPD)
Tobias Krull (CDU)
Nicole Anger (Die Linke)
Simone Borris (Parteilos)
Frank Pasemann (Parteilos)
1. Sind Sie für die Wiedereinsetzung eines/einer ehrenamtlichen Beauftragten für Denkmalpflege, wie er/sie in den meisten Großstädten vorhanden ist? Wenn ja, mit welchen Befugnissen?
Dieses Thema würde ich gerne mit Ihnen ausführlicher diskutieren und ihre Argumente anhören. Im Moment sehe ich ein administratives Defizit beim Einfordern von Maßnahmen zum Erhalt von Denkmalen (siehe auch Kavalier Scharnhorst).
Die Einsetzung eines ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten ist aus meiner Sicht sinnvoll. Er soll Rederecht in den fachlich zuständigen Ausschüssen des Stadtrates haben, wenn die Belange des Denkmalschutzes berührt werden. Inwieweit ihm ein eigenes Budget zur Verfügung stehen soll, muss mit dem Stadtrat beraten werden.
Gerade im Hinblick auf Vorhaben, Planungen und Vorgänge, die die Interessen der Denkmalpflege berühren, ist es sehr sinnvoll, eine:n (ehrenamtliche:n) Beauftragte:n wieder einzusetzen. Die Zusammenarbeit mit bestehenden Vereinsstrukturen zur weiteren Entwicklung der historisch bedeutenden Festungsanlagen der Landeshauptstadt Magdeburg muss einen größeren Stellenwert einnehmen. Besonders das Drama um das Kavalier Scharnhorst hat mich sehr erschüttert. Denkmalschutz hat die Aufgabe, das materielle historische Erbe in unserer Stadt zu sichern und zu schützen. Da ist deutlich mehr Sensibilität notwendig.
Die Stadt Magdeburg hat einen Gestaltungsbeirat, der bei Denkmalfragen mit zu Rate gezogen wird. Möglicherweise ist das in den anderen Ihnen bekannten Städten nicht der Fall, so dass es dort sinnstiftend ist, einen ehrenamtlichen Beauftragten zu benötigen. Mit Denkmalexperten und Historikern wird zusammengearbeitet, gesetzliche Vorgaben sind zu beachten.
Generell stehe ich einem ehrenamtlichen Beauftragten für Denkmalpflege offen gegenüber. Allerdings muss sich die Einsetzung eines solchen am wirklichen Bedarf orientieren. Darüber wäre eine ausführliche Diskussion und spätere Beschlussfassung im Stadtrat notwendig.
2. Werden Sie sich für den Erwerb von Festungsanlagen, wie das Fort VI und die Wallanlagen an der Maybachstraße einsetzen, um sie wieder in die Stadtplanung und entwicklung einzubeziehen?
Der Erwerb von Grundstücken mit Festungswerken ist erstrebenswert, wird aber aus finanziellen Gründen nur im beschränkten Ausmaß möglich sein.
Selbstverständlich ist eine städtebaulich sinnvolle Nutzung der genannten Objekte mehr als wünschenswert. Ob hierzu der Ankauf, und zu welchen Konditionen, notwendig ist kann ich aktuell abschließend nicht beurteilen. Hierzu würde ich zum einen die Meinung des Stadtrates abfragen, die Verwaltung prüfen lassen, aber auch Ihren Verein um ein umfassendes Meinungsbild bitten.
Ich bin generell für eine Stärkung des kommunalen Eigentums. Dazu zählt natürlich auch der (Rück–)Erwerb bedeutender Anlagen und Bauwerke. Gerade mit den Erfahrungen in Bezug auf das Kavalier Scharnhorst muss die öffentliche Hand eine größere Verantwortung übernehmen. Viel zu wenig wird das kommunale Vorkaufsrecht genutzt. Mit dem Land muss dazu entsprechend verhandelt werden. Ziel muss es sein, die dann wieder erworbenen Anlagen dauerhaft zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gerade die Erfahrungen mit dem Kavalier Scharnhorst zeigen, dass eine kommunale Zukunft der Festungsanlagen ein besserer Weg ist.
Grundsätzlich wäre ich für den Erwerb von Festungsanlagen, wenn sie von historischer Bedeutung sind und einer Nutzung zugeführt werden können. Die Bemühungen der Stadt in diese Richtung laufen auch bereits. Also ja, Historie und die Festungsanlagen sind mir wichtig.
Das Fort VI ist momentan eine vergleichsweise große innerstädtische Brache. Im Zuge des anhaltenden städtischen Wachstums sollten wir uns um die Entwicklung dieser Fläche bemühen. Ich halte aus Wirtschaftlichkeitsgründen einen privaten Investor für geeigneter. Auch die Wallanlagen müssen dringend angepackt werden. Ich persönlich fände es schön, wenn ein größerer Teil der Festung erlebbar gemacht werden könnte. Wie wir mit dem Gebiet in Zukunft umgehen, bedarf nochmal einer größeren Beratung.
3. Welche konkreten Vorstellungen haben Sie zur Unterschutzstellung und Bewahrung der Denkmale Magdeburgs?
Hierzu zitiere ich aus dem entsprechenden Abschnitt in meinem Wahlprogramm: Festungsanlagen zu Kulturstätten: Viele Magdeburgerinnen und Magdeburger pflegen die Erinnerung an die wechselvolle Stadtgeschichte. Dazu gehört auch die Vergangenheit Magdeburgs als Festungsstadt. Hier sind mit viel liebevollem Engagement Stätten für Kultur und Stadtleben entstanden. Ich werde dieses Engagement weiter unterstützen. Deshalb möchte ich, dass der Denkmalpflegeplan der Festungsanlagen durch den Stadtrat beschlossen und schrittweise umgesetzt wird. Ziel ist der Erhalt der Festungswerke und die Stärkung ihrer heutigen Rolle als kulturelle und gesellschaftliche Zentren. Wo das wirtschaftlich darstellbar ist, soll die Stadt dazu auch Flächen erwerben
Magdeburg als Stadt hat leider viel ihres historischen Bauerbes verloren. Umso mehr muss der Erhalt der vorhandenen Bestände gesichert sein. Neben der Beratung der privaten Eigentümer geht es auch darum, mit den Objekten in öffentlicher Hand umzugehen, die als Denkmal geschützt sind. Alle Möglichkeiten zum Erhalt will ich nutzen. Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit will ich diesen Aspekt besonders mitberücksichtigen. Förderprogramme sind in diesem Sinne konkret zu nutzen. Gemeinsam mit dem Stadtrat will ich eine Denkmalschutzstrategie auf den Weg bringen.
Magdeburg hat durch die Zerstörungen im Krieg viel seiner ursprünglichen Bausubstanz verloren. Umso wichtiger erscheint es daher, das bestehende historische materielle Erbe in der Landeshauptstadt zu schützen und zu pflegen. Weist ein Gebäude Denkmaleigenschaft auf, sollte die untere Denkmalschutzbehörde Magdeburgs ein Unterschutzstellungsverfahren einleiten. In den vergangenen Jahren sind leider viele Gebäude durch den Stadtumbau einfach abgerissen worden. Der Göderitzbau an der Uniklinik ist da eine schmerzhafte Erfahrung. Auch Vereins der Freunde der Festung Magdeburg e.V. Per Email mit Blick auf die GieselerHalle kann das Denkmal nur dauerhaft erhalten bleiben, wenn wir dies in kommunaler Hand sanieren und betreiben.
Die Unterschutzstellung ist wie Sie sicher selbst wissen ein formeller gesetzlich geregelter Akt. Ich würde deutlich darüber hinausgehen, die Denkmäler in unserer Eigentümerschaft zu erhalten und in Ordnung zu bringen, um sie einer Nutzung zuzuführen. Darin besteht die Schwierigkeit, Interessenten zu finden. Ggf. könnte man über intelligente Werbung Aufmerksamkeit erzeugen, und Interessenten für eine Sanierung und Nutzung zu generieren. Oder in Zusammenarbeit mit Immobilienfirmen die Denkmale auf Messen o.ä. anzubieten, um den Erhalt zu ermöglichen. Denkmale von hoher Bedeutung für die Stadt sollten aufgekauft und einer sinnvollen Nutzung durch die Stadt zuzuführen das ist jedoch kostenintensiv, wenn es keine Fördermöglichkeiten gibt. Es sollte versucht werden.
Die AfD-Fraktion hat sich dem Denkmalschutz und dem damit einhergehenden Erhalt identitätsstiftender Bauwerke in Magdeburg verpflichtet. Als Oberbürgermeister werde ich diese Linie auch nicht verlassen. Zuvorderst muss sich Magdeburg im Denkmalbereich wieder auf den Kern seiner eigenen Identität konzentrieren, hier insbesondere die Festung und der Maschinenbau. Aber auch den Transformationsprozess der politischen Wende muss Eingang in die Denkmalpflege finden. Hier hatten wir bereits im Stadtrat versucht die Wandgrafik Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost in Kannenstieg zu sichern.
4. Welche besondere Rolle soll die Festung Magdeburg im Tourismus der Stadt Magdeburg Ihrer Meinung nach haben?
Sie soll als ein Teil der Tourismusstrategie stärker beworben werden.
Magdeburg lebt vor allem von Städtetrips. In diesem Sinne möchte ich Besuchsprogramme für unterschiedliche Zielgruppen auf den Weg bringen. Dazu gehört auch ein Programm für Menschen, die sich für Baudenkmäler, Schwerpunkt Festungsanlagen, interessieren. Auch die Auflage eines aktuellen Flyers zum Thema Stadtrundgang Festungsanlagen kann ich mir gut vorstellen. Das Thema soll sich auch in den Publikationen der Stadt im Bereich Touristik wiederfinden.
Magdeburger als ehemals größte Festung Preußens besitzt ein historisch interessantes bauliches Erbe. Dies kann mit einer systematischen Entwicklung und Perspektive eine wichtige Funktion für den Tourismus einnehmen. Insbesondere die mit der schrittweisen vollzogenen Sanierung des Ravelin2 aufgezeigten Perspektiven einer klugen Vermischung von kulturellen und touristischen Angeboten scheint ein gangbarer Weg auch für weitere Abschnitte des ehemaligen Festungsgürtels zu sein. Als zugängliche Punkte zur Erweiterung unseres Stadtgrüns haben diese Orte ein enorm hohes Potential zur qualitativen und quantitativen Aufwertung. Denkmalschutz ist ohne die Pflege der Denkmale nicht denkbar. Es darf keine sich selbst Überlassung der Bauwerke mehr geben.
Die Anlagen haben für mich einen hohen Stellenwert. Die Anlagen haben für die Stad eine enorme historische Bedeutung, die man immer wieder unterstreichen muss. Der bereits freigelegte Teil wird bereits durch sichtbarmachen in die touristische Stadt eingebaut. An der Stelle ein herzliches Dankeschön an die tolle ehrenamtliche Arbeit und das Engagement! Die Anlagen sollen einer Nutzung zugeführt werden und über die Wiederherstellung des sogenannten grünen Rings und Fahrradwege zum attraktiven touristischen Angebot entwickelt werden. Das finde ich sehr gut und würde die Fortsetzung begrüßen.
Im Marketing der Stadt muss die Festung mehr in den Fokus genommen werden. Gleichzeitig müssen aber die teilweise brachliegenden Festungsanlagen für die Öffentlichkeit entwickelt werden. Auch das hat die AfD-Fraktion im Stadtrat mit einer Initiative zur Entwicklung des gut erhaltenen Fort XII im Rotehorn versucht.
5. Sind Sie für die Wiederherstellung des in der zurückliegenden Zeit vernachlässigten und unterbrochenen Grünen Ringes? Welche Möglichkeiten sehen Sie ggf. zu seiner Wiederherstellung?
Die bestehenden Grünanlagen des Festungsrings, insbesondere die Glacis müssen von einer weiteren Bebauung frei gehalten werden.
Bezüglich des Grünen Rings geht es vorrangig um den Erhalt und die Pflege der vorhandenen Teile. Betreffend der Wiederherstellung muss geprüft werden, mit welchem Aufwand und welchen Auswirkungen dies geschehen würde.
Die (Wieder)Herstellung des grünen Ringes des ehemaligen Festungsgürtels Magdeburgs ist aus stadtklimatischen Gesichtspunkten eine spannende und denkbare Variante. Gerade die Chance mittels Grünanlagen ein Aufheizen der Innenstadt im Sommer zu verhindern, erhält zunehmend eine große Aufmerksamkeit.
Ist grundsätzlich mit 4. beantwortet. Über die weitere Zusammenarbeit, den Aufkauf, die Beplanung zu Nutzungsmöglichkeiten, die Integration in den Grünen Ring, die Entwicklung der Gestalt der Anlage kann das gelingen.
Dem Grünen Ring stehe ich offen gegenüber, wenn sich dieser touristisch nutzen lässt und vielleicht auch im Wegesystem der Stadt für Spaziergänger oder Radfahrer von Vorteil ist. Es muss im Stadthaushalt aber auch Geld für Sanierung und Wiederherstellung vorhanden sein, denn ansonsten sind politische Bekenntnisse wertlos.
6. Haben Sie die Absicht, die Arbeit eines Festungsbeirates zu stärken? \Wenn ja, welche Vorstellungen haben Sie?
Ich teile grundsätzlich die Überzeugung, dass insbesondere Menschen, die sich für unsere Gesellschaft und das historische Erbe der Landeshauptstadt Magdeburg einsetzen, in ihrem Engagement stärker unterstützt werden sollten.
Ich kann mir die Stärkung des Festungsbeirates vorstellen. Dazu gehört ein regelmäßiger Austausch mit den zuständigen Dezernaten der Landeshauptstadt, aber auch mit dem Oberbürgermeister selbst. Über eine Projektförderung wird ebenfalls zu beraten sein.
In einem Beirat besteht die Möglichkeit die vorhandenen Kompetenzen vieler Menschen zu bündeln und zu verknüpfen. Gerade im Hinblick auf die von mir aufgezeigten Perspektiven und Möglichkeiten für unsere ehemaligen Festungsanlagen erscheint diese Bündelung sinnvoll. Als beratendes Gremium können die Mitglieder ihre gemischten Erfahrungen aus ihrem jahrelangen Engagement einbringen. Dies würde ich als zukünftige Oberbürgermeisterin gern nutzen und gemeinsam mit ihnen schrittweise Lösungen für die anstehenden Aufgaben zu entwickeln.
Der Festungsbeirat hat einen bedeutsamen Anteil am Erhalt der Festungsanlagen, insofern möchte ich unbedingt die Zusammenarbeit mit dem Festungsbeirat. Mit der Neugründung möchte ich mich als Oberbürgermeisterin in diesen Neustart mit einbringen, die Zusammenarbeit noch fruchtbarer gestalten wollen und auch ressortübergreifender verdeutlichen. Damit will ich sagen, dass es nicht nur um den städtebaulichen Part geht, sondern auch wie andere Dezernatsinteressen wie Kultur berücksichtigt werden können (Trägerübertragung, Ideen zu Bespielung). Damit wäre ggf. private Nutzung denkbar, aber für die Stadt bedeutende Anlagen sollten in kommunaler Hand verbleiben. Wir müssen sehen, wie wir dies als Stadt künftig finanziert bekommen.
Eine Stärkung des Festungsbeirates muss initiativ aus demselben heraus entwickelt werden. Als Oberbürgermeister werde ich mich sachlichen Initiativen nicht verschließen.

Versuch einer Einordnung der Antworten von OB-Kandidaten

Mit Schreiben vom 24.03.2022 hatte sich der Vereinsvorstand an die damals bekannten sieben BewerberInnen um das Amt des Oberbürgermeisters gewandt und unter der Überschrift „Gibt es in Magdeburg noch einen Denkmalschutz? Wie kann der fortschreitende Verlust der Festungsanlagen gestoppt werden?“ die Beantwortung von sechs Fragen erbeten. Auf das nachtägliche Einbeziehen der später bekannt gewordenen Einzelbewerber wurde verzichtet. Fünf Kandidaten haben geantwortet, ihre Stellungnahmen sind in der beigefügten Tabelle wiedergegeben. Von Frau Fassl und Frau Biedermann sind keine Antworten eingegangen.

Die Einsetzung eines ehrenamtlichen Beauftragten für Denkmalpflege halten Frau Anger und Herr Krull für sinnvoll. Herr Rösler und Herr Pasemann sind zumindest für eine Diskussion offen, die Herr Rösler sogar konkret mit uns führen will. Frau Borris hält dagegen einen Beauftragten für Denkmalpflege für überflüssig und verweist auf den Gestaltungsbeirat. Gerade ihr als Teil der Verwaltungsspitze der Stadt sollte allerdings bekannt sein, dass der Gestaltungsbeirat als reines Beratungsgremium des Baubeigeordneten nur auf dessen Wunsch zusammenkommt und schon seit über einem Jahr nicht mehr getagt hat. Zum Kavalier Scharnhorst war er nicht einmal befragt worden.

Für den Erwerb von konkret benannten Festungsanlagen durch die Stadt spricht sich klar nur Frau Anger aus. Herr Krull, Frau Borris und Herr Rösler halten den Erwerb für wünschens- bzw. erstrebenswert, verweisen aber auf die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten der Stadt. Herr Krull möchte mit uns insoweit ins Gespräch kommen. Wenn auch erst zu Frage 3 schränkt Herr Rösler ein, dass ein Erwerb „wirtschaftlich darstellbar“ sein muss. Dann käme ein städtischer Kauf allerdings kaum zustande, denn denkmalgeschützte Flächen sind in der Regel nicht „wirtschaftlich“ zu verwerten und falls sie es ausnahmsweise sind, werden die bekannten Privaten - wie bisher - schneller sein.

Für Frau Borris kommt ein Erwerb nur bei historischer Bedeutung der Anlage und im Fall einer Nachnutzung in Betracht. Konkret auf das Fort VI und die Wallanlagen an der Maybachstraße dürfte die historische Bedeutung schon zweifelsfrei feststehen. Falls auch sie diesen Anlagen die übliche „hohe Bedeutung für die Stadt“ zubilligt, müsste sie laut ihrer Antwort auf Frage 3 einen Erwerb befürworten.

Herr Pasemann hingegen möchte das Fort VI „weiterentwickeln“ (= bebauen), und dazu einem „privaten Investor“ überlassen. Er befürwortet zu den Wallanlagen „eine größere Beratung“, mit wem und mit welchem Inhalt bleibt dabei offen.

Zu den konkreten Vorstellungen zur Unterschutzstellung und Bewahrung der Denkmale Magdeburgs äußern sich die BewerberInnen überwiegend wenig konkret. Herr Rösler zitiert sein Wahlprogramm, das die Umsetzung des Denkmalpflegeplans fordert. Herr Krull wünscht sich eine städtische „Denkmalschutzstrategie“. Frau Borris überlegt, besondere städtische Denkmale aus städtischen Mitteln zu erhalten (so auch Frau Anger und Herr Krull) oder sie zu ihrem Erhalt auf Messen privaten Investoren anzubieten. Ist ihr die Zerstörung des Kavalier Scharnhorst mittels privater Investoren nicht bewusst? Nach unseren Erfahrungen wäre das das Letzte, was man tun sollte!

Eine stärkere Rolle soll die Festung Magdeburg im Tourismus der Stadt Magdeburg für alle KandidatInnen spielen. Herr Krull entwickelt sogar konkrete Vorschläge.

Zur Wiederherstellung des Grünen Ringes bekennt sich lediglich Frau Borris ausdrücklich, wenn auch mit Einschränkungen. Für Frau Anger ist sie eine „spannende und denkbare Variante“. Herr Krull will den Aufwand und die Auswirkungen „prüfen“ und die bestehenden Grünanlagen erhalten. Herr Rösler möchte zumindest das Glacis von einer Bebauung freihalten. Herr Pasemann gibt sich „offen“, wenn eine touristische Nutzung in Frage kommt oder sich Vorteile für Spaziergänger und Fußgänger ergeben und „Geld“ dafür im Haushalt vorhanden ist. Offen bleibt, ob er das Geld auch in den Haushalt einstellen lassen würde.

Eine Stärkung des Festungsbeirats unterstützen ausdrücklich Frau Anger und Frau Borris. Herr Krull will sich als Oberbürgermeister ebenfalls durch ihn beraten lassen. Hingegen äußert sich Herr Rösler nur sehr allgemein zur Stärkung bürgerschaftlichen Engagements. Lt. Herrn Pasemann soll der Beirat sogar selbst die Initiative zu seiner Stärkung ergreifen. Wie das praktisch geschehen soll, wenn er nicht einmal einberufen wird, bleibt offen.

Fazit:
Den Antworten der Kandidaten und Kandidatinnen ist bei näherer Betrachtung deutlich zu entnehmen, wie intensiv sie sich mit den Fragen auseinandergesetzt haben und ob sie im Schutz der städtischen Denkmale einen Schwerpunkt ihrer Arbeit als Oberbürgermeister/in sehen. Es bleibt zu wünschen, dass sich die aus unserer Sicht am besten geeignete Person spätestens in der Stichwahl durchsetzen wird.